Mit Freimut Jesus bekennen

Am Mittwoch, 19. Juli 2017 erlebt die Gemeinde Ober-Ramstadt den Gottesdienst mit Bezirksapostel Bernd Koberstein. In diesem Gottesdienst empfangen zwei Kinder das Sakrament der Heiligen Versiegelung. Grundlage der Predigt ist ein Wort aus Apostelgeschichte 4, 13: „Sie sahen aber den Freimut des Petrus und Johannes und wunderten sich, denn sie merkten, dass sie ungelehrt und einfache Leute waren und wussten auch von ihnen, dass sie mit Jesus gewesen waren.“

Wir kommen in jeden Gottesdienst als Sünder, die keine Möglichkeit haben zur Gemeinschaft mit Gott, denn Sünde trennt den Menschen von Gott. Er aber hat seinen Sohn für uns gesandt, der für unsere Sünden bezahlt hat, der uns Tag um Tag vor dem Vater vertritt und immer alles in Ordnung bringt. Nur deswegen können wir Gottesdienst haben – so, wie er für uns normal ist, mit der Gegenwart Gottes.
Nur deshalb ist auch die Bitte berechtigt, die die Sänger vorgetragen haben: Wie Maria lass mich lauschen (CB-Nr. 128). Die Einstellung zum Wort Gottes ist entscheidend für die Wirkung. Das beginnt bei dem, der das Wort verkündigt: Er und die Hörer sollen Kraft aus dem Wort Gottes ziehen können. Das geht nur, wenn das Wort Gottes im Glauben angenommen wird. Maria ließ alles stehen und liegen, um Jesus zu lauschen. Martha hat gedient und auch nachher tiefgehende Gespräche mit dem Sohn Gottes gehabt.

Das Textwort behandelt ein Geschehen nach Kreuzigung und Tod von Jesus Christus. Petrus und Johannes waren bei dem Hohen Rat vorgeladen. Das waren damals sehr prominente Leute. Petrus und Johannes wussten, warum und was mit dem Sohn Gottes geschehen war und doch haben sie dort sehr mutig Jesus Christus bekannt: „…und in keinem andern ist das Heil, auch ist kein anderer Name im Himmel den Menschen gegeben, durch den wir sollen selig werden.“ (Apg. 4,12) Sie bekannten, dass mit Christus die Auferstehung gekommen ist, er sie als erster erlebt hat und aus seiner Auferstehung die Auferstehung aller kommt. Viele und besonders die Sadduzäer hatten mit diesem Thema ein großes Problem. Petrus und Johannes ließen sich dadurch nicht beeindrucken, denn „sie (die Ratsleute) sahen aber den Freimut des Petrus und Johannes und wunderten sich, denn sie merkten, dass sie ungelehrt und einfache Leute waren …“.
Das Interessante und Schöne dabei ist: „…und sie (die Ratsleute) wussten auch von ihnen, dass sie mit Jesus gewesen waren.“ Das genau ist die Ursache für den Mut des Petrus und Johannes. Aus der Begegnung, dem Leben mit Christus, aus seiner Lehre nahmen sie diesen Mut; sehr wohl in dem Bewusstsein, dass es lebensgefährlich für sie werden kann.

Auch wir dürfen Mut haben, denn wir begegnen Christus, zum Beispiel bei den Stationen in einem Gottesdienst; besonders intensiv beim Heiligen Abendmahl, wenn wir seinen Leib und sein Blut genießen. Was bewirken die Begegnungen mit Christus? Sie sind ja immer voller Liebe. Denn wenn man Christus begegnet, begegnet man der Liebe Gottes. Verändern uns die Begegnungen mit Christus? Schaffen sie Grundlage für Mut? Sie sollen uns immer wieder Mut machen, von ihm zu zeugen und zu reden. Das geht und wirkt nur, wenn man von Christus echt überzeugt ist. Grundlage ist die Überzeugung von der Einzigartigkeit Christi, wenn es um Heil, wenn es um ewiges Leben geht.
Bekennen ist nicht nur eine Sache des Wortes, sondern des Lebens. Durch unser Leben können wir zeigen, wie Jesus Christus uns beeinflusst, wie die Begegnungen mit ihm uns verändern und uns in die Lage versetzen, uns mehr und mehr aus seinem Wesen zu äußern und in seiner Art zu denken, zu handeln, zu reden, ja auch auszustrahlen. Das zeigt einerseits unseren Mut und ist andererseits ein ganz wichtiges Bekenntnis der Nähe zu Jesus Christus.

Im Gottesdienst kommen wir unter sein Wort und wissen: Christus ist das schaffende Wort. Christus zu begegnen ist Begegnung mit der Kraft in seinem Wort. Dabei fragen wir auch, was er will. Das Ausrichten am Willen des Sohnes Gottes ist ein Zeugnis, das Mut erfordert; denn da „schwimmt man schon einmal gegen den Strom.
Auch liegt unser Reichtum im gemeinsamen Beten im Gottesdienst. Wir dürfen sagen: Abba, lieber Vater. Es hat Gewicht, wenn Kinder den Vater ansprechen. Auch da geht es darum, seinen Willen zu tun. Wir wollen ihn erfüllen und bitten den Vater, uns dazu die Fähigkeiten, seine Hilfe zu schenken.
Im Gottesdienst erleben wir die Sündenvergebung, haben Gnade und Vergebung! Es gilt den Mut aufzubringen, anderen zu vergeben, auch wenn ich genau weiß: Was ich ihm heute vergebe, macht er vielleicht morgen wieder mit mir. Es gilt trotzdem wieder zu vergeben, nicht nachzulassen und auch keine Angst zu haben, dass andere uns ein solches Verhalten als Schwäche auslegen. Man darf auch den Mut haben zur Demut. Gott schenkt uns Mut, aus Christus demütig zu sein. Wenn ich Gott in seiner Größe, wenn ich Christus in seiner Allmacht wirklich erkenne, dann kann ich, dann muss ich demütig sein. Dann finde ich darin den Mut zur Demut, den Mut zur Vergebung.
Wir dürfen in jedem Gottesdienst von Leib und Blut Jesu genießen. Auch das macht Mut. Wir dürfen die Gewissheit haben, der Sohn Gottes hat mit seinem Opfer meine Sünden bezahlt. Er überbrückt die Trennung zu Gott und vertritt uns als der ewige Vermittler und Hohepriester bei seinem Vater. Diese Liebe des Gottessohnes erleben wir mit höchster Intensität im Heiligen Abendmahl. Das mag uns den Mut geben, mehr und mehr in die Liebe Gottes hineinzuwachsen und in ihr aufzugehen, weil sie das Wesen Gottes ist. Dazu gehört Mut, weil man dadurch auch einmal Nachteile erleiden kann und vielleicht nicht überall verstanden wird.

Schließlich kommt der Heilige Geist in jedem Gottesdienst, um die Verheißung wachzuhalten: Christus wird kommen! Er wird nicht verziehen, er hat es versprochen. Jesus sagte: Meine Schafe hören meine Stimme. Der Glaube ist in der Lage, in dem sprechenden, schwachen Mund die Stimme des Hirten zu hören. In seiner Liebe zeigt er uns immer wieder den Weg zum Ziel. Er sagt uns immer wieder: Werdet nicht müde zu warten, ich komme! Das macht sicher.

Wer Sicherheit hat, hat auch Mut, den Weg bis zu Ende zu gehen, selbst wenn die Geister und vielleicht auch Menschen kommen und sagen: Hör doch auf, so etwas zu glauben, das ist längst überholt, das ist längst vergessen, das ist eine Erfindung von Menschen. Nein, der Herr Jesus hat es gesagt. Deswegen haben wir den Mut, an der Verheißung festzuhalten, werden nicht mutlos im Glauben, sondern bleiben fest der Überzeugung: Er wird sein Werk vollenden, er wird kommen, um seine Braut zu holen.
Wir bleiben mutig auf diesem schönen Weg. Wir zeigen uns auch gegenseitig diesen Mut und haben auch für den anderen den Mut – Mut ihn einmal zu tragen, für ihn zu beten, ihm zu vergeben, einfach füreinander da zu sein. Als freudige und mutige Gotteskinder dürfen wir überzeugt und begeistert sein von Jesus Christus. Auf dieser Grundlage finden wir immer wieder den Mut, auszuharren bis ans Ende, bis der Herr kommt.

Text: Armin Nettke und Wolfgang Krüger
Bilder: Jessica Krämer